Die Situation ist grotesk: Wir nerven uns über die hohen Telefongebühren, zeigen mit dem Finger auf die Swisscom, die offenbar ihre Marktmacht missbraucht (10vor10), und applaudieren der staatlichen Wettbewerbskommission (Weko), weil sie den Unternehmen auf die Finger klopft. Dabei ist der Staat vielfach mitschuldig am Wettbewerbsmangel.
Vergleichen wir unser Preisniveau mit dem Ausland, stellen wir fest, dass wir vor allem mehr bezahlen fürs Telefonieren, für Radio und Fernsehen, fürs Wohnen, für unsere Krankenkassen und das Gesundheitswesen etc. Wenn wir das Bahnfahren nicht jährlich mit 3 Mrd. subventionieren würden, wären die Preise auch dort am teuersten. Dies sind genau jene Lebensbereiche, die der Staat per Gesetz dem vollen Wettbewerb entzieht. Wen wundert's, wenn wir mehr bezahlen als unter Wettbewerbsbedingungen im Ausland.
Wir entziehen die Preisbildung dem Wettbewerb, um anschliessend die Weko damit zu beauftragen, den regulierten Preis zu überwachen und wenn nötig zu korrigieren. Statt mehr Kartellrecht und mehr Weko wäre den Konsumenten besser gedient, wenn liberalisiert würde; wenn Tele24 wiede national senden dürfte, wenn mehr Telefondienstanbieter zugelassen würden, wenn die Mietpreise endlich Marktpreise wären, und das Bauen nicht durch sinnlose Vorschriften und Einsprachen verteuert wäre. Wir sollten unsere Preise besser dem Markt anvertrauen als ein paar Wettbewerbshütern in Bern (die sicher keinen schlechten Job machen, aber in ihrer Wirkung einfach limitiert sind).
Freier Wettbewerb ist ja schön und recht, aber wollen wir den Wilden Westen?
Zwei Beispiele die du erwähnt hast mal weiter gedacht:
1. Subventionierter ÖV
Was passiert, wenn die Subventionen wegfallen? Der Service wird teurer und im Endeffekt nur noch da angeboten, wo der Indivdualverkehr definitiv kollabiert ist. Der Druck die Strassenkapazität zu erhöhen wächst (wer zahlt das?) und die Lebensqualität in den Zentren sackt weiter ab, die Leute ziehen auf's Land - und fahren noch mehr Auto? Die Frage ist also nicht ob 3 Mrd. zu viel ist für den ÖV (woher kommt die Zahl?), sondern ob das - unter anderem - eine sinnvolle Investition in die Lebensqualität ist.
2. Mehr Telecomanbieter? Ist ja wohl ein Witz, die Handvoll die wir haben, sind ja schon bald zuviel. Aber wenn Du noch einen findest, der einen Markteintritt in der Schweiz wirklich wagen will...
Posted by: David | May 05, 2005 at 01:50 PM
David:
1) Österreich hat 5 Mobifunkbetreiber und zwe virtuelle. Die Preise sind entsprechend tiefer als in der Schweiz.
2) Der Kapazitätsdruck auf Schiene UND Strasse wird wachsen. Die Zweispurigkeit zwischen Genf und Zürich ist ein Anachronismus. Statt Subventionen sollten wir zusätzliche Bahnbetreiber zulassen (z.B. Billigbahnen wie etwa Billigflieger). Dass Zürich-Bern gleich viel kostet wie Zürich-Appenzell ist - mit Verlaub - irrational! Nicht Distanz sondern die Nachfrage soll den Preis bestimmen. Wir leisten uns wahrscheinich Bahnlinien, die ökologisch und ökonimisch unsinnig sind, weil alles einfacher über eine Strasse abgewickelt werden könnte. Niemand weiss das, weil es keine Streckentransparenz beim Monopolisten SBB gibt.
Posted by: Martin | May 05, 2005 at 02:06 PM